Kommunikation
Kommunikation und Zusammenarbeit
Einige Studierende der Virtuellen Fachschulen hatten Fortbildungen im Regelbereich versucht, sind jedoch gescheitert. Als Gründe gaben sie an, dass die Kommunikationsbedingungen zu schlecht waren und dass ihnen die Zusammenarbeit mit anderen Studierenden gefehlt hat (vgl. Interview-Aussagen).
Im RWB-Essen als Schule mit dem Förderschwerpunkt Hören waren die Bedingungen besser.
Es gab:
- kleine Klassen,
- akustisch optimierte Räume mit guter Beleuchtung,
- Medien zur Visualisierung,
- Lehrende mit entsprechendem pädagogischen Wissen und verschiedener Gebärdensprachkompetenz und
- Kontakt zu den anderen Studierenden über die Präsenz-Phasen und den Internet-Unterricht.
Kommunikation ist für das Lehren und Lernen ein Schlüsselfaktor. Wissensvermittlung erfolgt sehr stark über Sprache, z.B. im Lehrervortrag oder in Lehrbuchtexten. Aber auch das Selbstlernen und das Kommunizieren über den Stoff basieren auf Sprache.
Für Menschen mit einer Hörbehinderung gilt wie für alle anderen: Es gibt keine Kommunikations-Methode, die für alle gleichermaßen gut ist. Vielmehr ergibt sich das persönliche Kommunikationsprofil aus verschiedenen Bedürfnissen. Dies berücksichtigt guter Unterricht durch verschiedene Angebote:
- Schrift (Fachtexte, Tafelbilder, Powerpoint-Präsentationen, E-Mail, Chat-Protokoll, Notizen, usw.)
- Lautsprache, z.T. mit Lautsprachbegleitenden Gebärden (LBG)
- Deutsche Gebärdensprache (DGS)
Für die Lehrenden war der Unterricht eine Herausforderung, weil die Kommunikations-Bedürfnisse der Studierenden sehr unterschiedlich waren. So kommunizierten einige Studierende vor allem in Deutscher Gebärdensprache, während andere vor allem Lautsprache beherrschten und nur wenig DGS-kompetent waren. Der Kommunikationsmix im Unterricht musste möglichst optimal auf diese Heterogenität angepasst werden.
Gelingende Kommunikation
Man kann die Kommunikations-Bedingungen durch gezielte Maßnahmen verbessern.
Die baulichen Voraussetzungen und die technische Ausstattung sind am RWB-Essen für die Bedürfnisse von schwerhörigen und gehörlose Menschen konzipiert und dadurch deutlich besser, als an Regelschulen.
- Die Räume des RWB-Essen sind bauakustisch optimiert. So wird z.B. Störschall unterdrückt.
- Die gute Beleuchtung und das Sitzen im Halbkreis erleichtern das Absehen vom Mund und das Erkennen von Gebärden.
- Durch den Einsatz technischer Hörhilfen wurden die Bedingungen für das akustische Wahrnehmen von Sprache optimal gestaltet. Die Studierenden nutzten z.B. Hörgeräte oder Cochlea Implantate und es gab Höranlagen in den Räumen.
Lehrpersonen und Studierende nutzten außerdem Kommunikations-Strategien, die jedem Menschen nutzen, z.B.:
- Visualisierung,
- Gesprächs-Disziplin,
- den Gesprächspartner beim Sprechen ansehen.
Besonders wichtig war es jedoch, dass die Kommunikations-Methoden und -möglichkeiten reflektiert, besprochen und immer mehr an die Bedürfnisse angepasst wurden.
Kommunikation muss für Alle funktionieren - das ist ein Gelingensfaktor !
Da die Kommunikations-Situation in den Klassen der Virtuellen Fachschulen so komplex war, spielte der Bereich 'Kommunikation' bei der Evaluation der Virtuellen Fachschulen eine besonders wichtige Rolle. In den folgenden Abschnitten werden die Forschungsergebnisse detailliert dargestellt.